Leitbild

„Straßentiere“


Viel Elend – eine Antwort: 
Einfangen – Kastrieren – Kennzeichnen – wieder Zurücksetzen in das vertraute Revier

Als Straßentiere oder Streuner werden Hunde und Katzen bezeichnet, die sich alleine versorgen müssen und ohne Bindung an einen Menschen auf der Straße leben. 

Ursache für ihre Vermehrung:

Sie ist vielschichtig, deshalb können wir hier nur einige Beispiele erwähnen. Einige dieser „Straßentiere“ haben vorher bereits in Haushalten von Menschen gelebt. Meist ließen ihre Besitzer sie nicht kastrieren. Verliert sich das Interesse der Besitzer an dem Tier oder wird bekannt, dass das Tier gedeckt wurde, werden die Tiere ausgesetzt. Auch die Haltung von Wachhunden verstärkt häufig das Problem. Die Hündinnen sind oft an kurzen Ketten angebunden und dadurch streunenden Rüden hilflos ausgeliefert. Das gleiche gilt für unkastrierte Arbeitshunde wie z.B. Herdenschutz- oder Jagdhunde. Ebenso vermehren verantwortungslose „Züchter“ unkontrolliert Hunde und Katzen. In sogenannten „PetShops“ gekaufte Welpen dienen als Spielkameraden für Kinder. Werden die Tiere erwachsen oder verliert sich das Interesse des Kindes am „Spielzeug“, wird das Tier wiederum ausgesetzt.   

Die Ausgesetzten vermehren sich unkontrolliert, denn eine Regulierung durch Raubtiere oder begrenzte natürliche Ressourcen erfolgt nicht. 

Zuverlässigen Schätzungen zufolge kann eine einzige unkastrierte Hündin in nur sechs Jahren eine Nachkommenschaft von bis zu 67.000 Hunden hervorbringen, eine unkastrierte Katze in nur 7 Jahren bis zu 420.000 Nachkommen. 


Es zeigt sich, dass das Verhalten von Menschen die Hauptursache für dieses Problem war und immer noch ist, da sie die Fortpflanzung ihrer Tiere nicht ausreichend kontrollieren und steuern. 


Das Leben der Straßentiere:

Straßentiere leben von den Abfällen der Menschen, halten sich daher vor allem in Wohngegenden und Touristenhochburgen auf. 
Nimmt die Population an Straßentieren überhand, werden sie von der einheimischen Bevölkerung und den Touristen als Plage angesehen und auch so behandelt. Viele Menschen versuchen dem Problem wachsender Population entgegenzuwirken, indem sie Straßentiere zumeist mit brutalen Methoden dezimieren. Sie werden erschossen, vergiftet, vergast, in weit abgelegene Regionen verbracht, in denen die Tiere dem Hunger- oder Verdurstungstod überlassen werden oder sie werden ohne Versorgung in Tierauffanglager verbracht. Häufig werden Straßentiere zusätzlich auch misshandelt. 

Die Tötungsmaßnahmen sind nicht nur grausam, sondern auch absolut sinnlos. Ebenso das Fangen und dauerhafte Wegsperren der Straßentiere in sogenannten Tierheimen. 
Denn in kürzester Zeit wird durch die „Haushalte“ der Menschen wieder Nachschub produziert, zudem steigen die Überlebenschancen der zeugungsfähigen Überlebenden auf den Straßen und dadurch die Reproduktionsrate. Zusätzlich erfolgt in die frei gewordenen Territorien eine Zuwanderung von Streunertieren aus anderen Regionen. Studien zeigen, dass die Limitierung der Straßentiere in einem Gebiet direkt abhängig ist von der Verfügbarkeit von Futter, Wasser und Unterschlupfmöglichkeiten. 
Deshalb trägt jedes gesunde Straßentier, das kastriert und durch Tierfreunde versorgt in Freiheit innerhalb eines Gebietes lebt, zur Lösung des Problems bei. 

Das Leiden der Straßentiere ist überwiegend durch Unterernährung und Krankheiten/Verletzungen bedingt. Eine medizinische Versorgung oder Euthanasie bei schweren Verletzungen oder überlebenden Unfall- oder Misshandlungsopfern ist normalerweise nicht gegeben. 

Das umfangreiche Vermitteln von Straßentieren ins europäische Ausland kann für das einzelne Individuum eine Verbesserung der Lebenssituation bedeuten, verringert aber nicht dauerhaft und nachhaltig das Leid der Straßentier-Population.   

Viel Elend – eine Antwort: 
Die humanste, effektivste, dauerhafteste und einzige Tierschutzmaßnahme, die mittel- bis langfristig (3 – 5 Jahre) dieses Elend verringert, ist: die Kastration. 
Gleichzeitig sind die einheimische Bevölkerung und die Touristen über das Problem Straßentiere und die Folgen aufzuklären. 


Vorteile der Kastration:

Die Tiere bleiben gesünder. Der Körper wird durch Schwangerschaften, Geburt und Aufzucht der Jungen nicht mehr geschwächt. 

Die Gefahr von Erkrankungen, wie beispielsweise Gesäugetumoren (Mammatumoren), Eierstock- und Gebärmuttererkrankungen (wie z.B. Pyometras, Tumoren) und Hodentumoren wird vermieden. Bei männlichen Tieren lässt das Herumstreunen durch die hormonell bedingte Unruhe und Aggressivität infolge der Absenkung des Testosteronspiegels nach, dadurch werden die Tiere weniger Opfer von Verkehrsunfällen und revierbedingten Verletzungen. 

Das vorhandene Nahrungsangebot ist für den abnehmenden Bestand an Straßentieren besser. 

TierInsel – Umut Evi e.V. hilft Straßentieren – unsere Vorgehensweise:

Wir handeln im Sinne der Vorgaben der Weltgesundheitsorganisation (WHO, Guideline for Dog Population Management, Geneva 1990). Diese sind bekannt unter der Bezeichnung „neuter & release“ – (Kastrieren & wieder Zurücksetzen in das vertraute Revier).   

Unsere Maßnahmen zur Umsetzung:  

  • Information der Bevölkerung z.B. durch Flugblätter, Zeitung, mündliche Verkündung durch die örtliche Verwaltung oder durch die örtlichen Tierschutzgruppen. Wir informieren über die Kastration ihrer Straßentiere und wollen die örtliche Bevölkerung sensibilisieren, dass Tiere als fühlende und zu respektierende Lebewesen behandelt werden sollen
  • Einfangen: Die Tiere werden möglichst durch Anfütterung oder Lebendfallen (wilde Katzen) behutsam eingefangen. 
  • Medizinische Versorgung: Vor einer Kastration wird das jeweilige Tier durch die Tierärzte untersucht und der individuelle Gesundheitszustand in Bezug auf die bevorstehende Operation überprüft.
  • Bei auffälligem Gesundheitszustand werden Schnelltest für Mittelmeererkrankungen durchgeführt (Leishmaniose, Ehrlichiose, Herzwurm, Anaplasmose, Giardien). 
  • Kastration: Entfernung der Hoden bzw. der Eierstöcke und der Gebärmutter. Dadurch wird die Produktion von Geschlechtshormonen verhindert. 
  • Kennzeichnung und Registrierung – je nach Land ist die Handhabung unterschiedlich. In Griechenland erhalten Hunde einen Mikrochip und ein Tatoo an der OP-Stelle: „DF“. In der Türkei bekommen Hunde eine Ohrmarke. Katzen wird generell vom linken Ohr ein kleiner Teil der Ohrspitze entfernt oder das Ohr erhält eine kleine Kerbe.  
  • Impfung (Tollwut) und Parasitenbehandlung
  • Medizinische Zusatzversorgung i.R. der Narkose (z.B. Entfernung von Tumoren, faulen Zähnen, Versorgung von Wunden, etc.).
  • Nachversorgung des Tieres i.R. von Kastrationsaktionen (Kontrolle der Ohren, der Maulhöhle, der Augen, Schneiden von Krallen, Versorgung von Wunden, Fellpflege, etc.)
  • Regeneration nach der Kastration, abhängig von dem körperlichen Gesundheitszustand des jeweiligen Tieres.
  • Zurücksetzen des Tieres in das vertraute Revier nach einer individuellen Rehabilitationsphase.
  • Überwachung der Tiere an Futterstellen durch die örtlichen Tierschützer.
  • Dokumentation über jedes Tier mittels Operationsbericht und Fotos
  • Hinwirken auf die Errichtung von zentralen Stellen in einer Gemeinde bzw. der Stadt, die sich in Zusammenarbeit mit örtlichen Tierschutzgruppen um das Wohl der Straßentiere kümmern. 
  • Hinwirken auf die Kastration von Tieren in Privathaushalten. Wir wollen an die Vernunft und das Gewissen jedes Tierbesitzers appellieren, sich durch Kastration seiner Tiere am Tierschutz zu beteiligen.
  • Hinwirken, dass Tierheime nur als Rehabilitationszentren genutzt werden bzw. behinderte Tiere in einem sogenannten offenen Tierheim (weitläufig eingezäuntes Gelände mit Futterstellen, med. Versorgung und Pflege) ein neues Zuhause haben. 

Kastrationen retten Leben und sie sind die nachhaltigste Möglichkeit, Tierelend zu reduzieren.