Kastrationsaktion vom 7.-17. Mai 2021 in Veria/Nordgriechenland

Liebe Tierfreund*innen, liebe Freund*innen der TierInsel – Umut Evi e.V.,

im Mai haben wir die erste Kastrationsaktion dieses Jahres durchgeführt, die in Veria/Nordgriechenland stattfand. Wir waren wieder außerordentlich erfolgreich und diesen Erfolg verdanken wir einem tollen Team, das in harmonischer und engagierter Zusammenarbeit meist bis in den späten Abend geschuftet hat. Neu dabei waren Jessica Amberg, die unermüdlich und mit hoher Konzentration ihre Managementfähigkeiten und ihre Flexibilität gezeigt hat und Spyridon Rentzep Oglou, der die anstrengende Käfighygiene perfekt gemeistert und die Kommunikation mit den Einheimischen ermöglicht hat. Die bessere Verständigung war von großem Vorteil. Ronja Rolle hat nicht nur Doris Dorschner-Walleitner in der Nachsorge unterstützt, sondern sich auch mit voller Hingabe um die Notfälle gekümmert. Herzstück unseres Teams war natürlich wieder Dr. Melanie Stehle, die mit unglaublicher Konzentration und Energie täglich 10 Stunden am Operieren war. Sie wurde wieder unterstützt von Sabrina Klüssendorf, die mit Ruhe und Präzision die Tiere vorbereitet und bei den Operationen assistiert hat.

In Zahlen haben in 10,5 Operationstagen 113 Hündinnen, 38 Rüden, 64 Katzen und 16 Kater kastriert werden können.

Doch diese nackten Zahlen zeigen nur die Oberfläche, denn hinter jeder Zahl verbirgt sich das Schicksal von Lebewesen. Es sind teilweise Hündinnen und Katzen, die schon ganz jung mit der ersten Geschlechtsreife die Strapazen der Geburt und der Nahrungssuche in den Straßenrevieren auf sich nehmen mussten, um dann miterleben zu müssen, dass der allergrößte Teil ihrer Nachkommen elend stirbt an Krankheiten, Verletzungen und Unterernährungen. Das andere Extrem sind die alten Mütter, bei deren Anblick einem die Tränen kommen, denn schon allein ihre ausgemergelten Körper und die weit herunterhängenden Zitzen zeigen, welch entbehrungsreiches und hartes Leben sie bisher führen mussten. Dazwischen liegt ein breites Spektrum von Straßentieren, von der Rottweiler-Dame über total verfilzte langhaarige Tiere, die vom Nachsorgeteam in mühevoller Arbeit geschoren und damit von ihrem Filz befreit werden, über testosterongetriebene kraftstrotzende Rüden und kampferprobte Kater bis hin zu wahren und verführerischen Schönheiten bei den Katzendamen.

Sie alle eint die instinktive Freude und Dankbarkeit über das, was bei uns mit ihnen geschieht. Denn sie werden nicht nur durch die Kastrationen von dem Joch befreit, immer wieder Junge gebären oder zeugen zu müssen und deren Sterben mitzuerleben, sondern unser Nachsorgeteam, angeführt von Doris, kümmert sich liebevoll und fürsorglich um ihr Wohlergehen.  Doris entfernt vorhandenen Zahnstein, es werden „Grannen“, die zu schmerzhaften Entzündungen und zum Verlust des Hörvermögens führen können, aus den Ohren gezogen, die Tiere werden von lästigen Parasiten (Zecken, Flöhe etc.) befreit und sie erhalten, häufig zum ersten Mal in ihrem Leben, Zuwendung, Streicheleinheiten und gutes Essen.

Unter Leitung des Amtstierarztes wurden 31 Sonderoperationen durchgeführt, z.B. Nabelbrüche operiert, Tumore entfernt, Zähne gezogen und auch dadurch den Tieren viel Leid erspart.

Bei fast jedem Einsatz gibt es Tiere, die nicht mehr zurück auf die Straße sollen oder können, sei es wegen Verletzungen, Behinderungen oder aus anderen Gründen. Diesen Tieren versuchen wir ein Zuhause zu vermitteln. So auch dieses Mal. Ausführliche Berichte dazu haben wir gesondert veröffentlicht.

Wir sind kein Tierschutzverein, der sich mit Kastrations- oder Operationszahlen schmücken will, sondern wir sehen in jedem einzelnen Tier das Lebewesen, um dessen Gesundheit und Wohlergehen wir kämpfen. Deshalb will ich abschließend noch von einer kleinen Hündin erzählen, die ohne uns schon tot wäre. Sie wurde durch uns kastriert und in bestem gesundheitlichem Zustand wieder in ihr Revier zurückgebracht. Ein älterer Herr hatte sie immer im Auge. 2 Tage nach der „Auswilderung“ fand er die Hündin mehr tot als lebendig am Straßenrand liegen. Er brachte sie sofort zu uns zum Kastrationsort. Sie lebte noch, hatte blasse Schleimhäute und ihr Körper zuckte. Die Tests auf Mittelmeerkrankheiten fielen alle negativ aus. Eine Vermutung drängte sich auf. Wurde sie vergiftet? Wir schickten ihr Blut zur Untersuchung ins Labor. Die Blutwerte waren erschreckend schlecht. Sie erhielt sofort Infusionen und Sabrina nahm sie über Nacht mit in ihr Hotelzimmer und umsorgte sie.  Da sich ihr Zustand nicht besserte, aber der Tag der Abreise kam, wurde sie in einer Art Krankentransport zu einer befreundeten Tierärztin nach Trikala gebracht. Sie überlebte nicht nur, sondern ist mittlerweile wieder voll genesen und freut sich ihres Lebens in einem Zuhause in Deutschland.

Max Walleitner, Vorsitzender

Kastrationsaktion vom 7.-17. Mai 2021 in Veria/Nordgriechenland