Koki

Koki, der Name ist abgeleitet von dem griechischen Wort Κόκκινο. Κόκκινο heißt rot auf griechisch.

Veria / München 

Die Kastrationsaktion läuft schon seit einigen Tagen und wir haben alle Hände voll zu tun. Die Sonne knallt auf die Käfige. Wir hängen die Käfige mit feuchten Tüchern ab, um den Hunden ein wenig Abkühlung zu verschaffen. Immer wieder laufe ich zwischen den Käfigen umher und überprüfe den Zustand der Tiere. Manche übergeben sich nach der Narkose oder versuchen an der Naht zu lecken. Das muss beobachtet werden. Ich schaue mir die neu gebrachten Hunde an. Einige von ihnen haben Angst und zittern. Ich decke die Käfige mit Tüchern ab. Meistens beruhigen sich die Hunde dann ein wenig und haben dadurch weniger Stress. Sie wissen ja nicht was passiert. Gerade noch von den griechischen Tierschützern auf der Straße eingefangen, sitzen sie nun bei uns im öffentlichen Shelter im Käfig und warten auf ihre Kastration. 

Bei einem dieser Rundgänge fällt mir ein viel zu klein geratener Cocker Spaniel auf. Ich werde nie diese traurigen Augen vergessen, die mich da aus dem Käfig anschauen. Ich schaue ihr in die Augen und spüre ihre Angst. Ich strecke meine Hand durchs Gitter um sie zu streicheln. Sie genießt diesen Moment von Liebe und ich frage mich, was dieses kleine Geschöpf wohl schon alles durchmachen musste. Ich decke ihren Käfig ab, um den Stress für sie zu mindern und mache weiter meine Arbeit. 

Die Zeit während den Kastrationsaktionen ist viel zu knapp, um sich intensiv um einen Hund zu kümmern. Hunde und Katzen werden gebracht oder abgeholt, kommen in den OP, kommen aus dem Nachsorgeraum wieder nach draußen in die Käfige. Der Zustand der Hunde nach der Narkose muss im Auge behalten werden und die Käfige müssen gereinigt werden. Da bleibt nicht viel Zeit, sich länger mit einem Hund zu beschäftigen. 

Ich mache weiter mit meiner Arbeit und Koki wird währenddessen in den OP gebracht und kastriert. Das nächste Mal fällt sie mir bei Doris im Nachsorgebereich auf. Sie wirkt so klein und zart! Aufgrund ihrer schlechten Blutstillung hat sie einen Druckverband erhalten und Doris entscheidet, sie zur Beobachtung im Nachsorgebereich zu behalten.

Doris mit Koki im Nachsorgebereich

Spät abends, wenn alle geplanten Kastrationen für den Tag durchgeführt sind, werden nochmal alle Tiere mit Wasser und Futter versorgt. Die Käfige müssen nochmal gereinigt werden und mit einigen Hunden geht man noch eine Runde spazieren. 

Da an diesem Abend im Außenbereich bereits alles erledigt ist, beschließe ich, noch mit im Nachsorgeraum bei Doris zu helfen. Wir nehmen Koki mit nach draußen, dass sie mal ein paar Schritte laufen kann und ihr Kreislauf angekurbelt wird.

Sie wackelt, kann kaum einen Schritt laufen, ohne umzukippen und hat einen „Schleier“ auf den Augen. Doris sagt: „Da stimmt was nicht!“ Ich beobachte Doris, die Koki gerade auf dem Arm hat. Sie denkt nach, schaut Koki wieder an.

Ich glaube, es ist der Moment, als Doris entscheidet: Koki nehmen wir mit nach Deutschland! Sie braucht tierärztliche Betreuung. Sonst stirbt sie.  

Doris entscheidet, Koki mit nach Deutschland zu nehmen

Koki hat große Zitzen. Die Vermutung liegt nahe, dass sie als „Gebährmaschine“ missbraucht wurde. Wahrscheinlich wurde ihr das „süße“ Aussehen zum Verhängnis. Ausgebeutet von profitgierigen Menschen. Sie durfte nie Welpe sein und wohlbehütet aufwachsen. Diente nur dazu, Welpen zu produzieren, um Diese gewinnbringend zu veräußern.

Aufgrund ihres Zustands wurde ein Blutbild angefordert. Ehrlichiose und Babiose positiv und der Hämatokritwert ist lebensbedrohlich niedrig. Es besteht Lebensgefahr. Wir beginnen sofort mit der Behandlung.

Doris gelingt es nach langen Gesprächen mit den griechischen Tierschützern vor Ort, sie zu überzeugen, Koki in unsere Obhut zu geben. Letztendlich stimmen sie zu und es ist klar: Koki fliegt mit nach München! 

Immer wieder schaue ich der Kleinen in die Augen. Bei ihrem Anblick hat man das Bedürfnis, sie zu beschützen. Man möchte sie mit Liebe überschütten. Man wünscht sich, dass sie ihr vergangenes Leben vergessen kann. Ich verspreche ihr: ab jetzt wird alles gut! Keiner wird dich jemals wieder ausbeuten. Ab jetzt darfst du Hund sein und wirst dein Leben in vollen Zügen genießen können! Dafür werde ich mich einsetzen! 

Ich biete kurzerhand an, die Pflege von Koki zu übernehmen, bis sie stabil genug ist, um vermittelt werden zu können. Alle im Team stimmen zu und so fliegen wir mit Koki im Gepäck nach unserem Einsatz nach Hause. 

In München angekommen, wird sie liebevoll von unseren Hundedamen Evoli und Fifi aufgenommen. Sie zeigen ihr die Sonnenseite des Lebens. Wir unternehmen viel gemeinsam und Koki lernt das Leben ganz neu kennen. Sie entwickelt sich prächtig und fängt an, uns zu vertrauen. Sie wird mein ständiger Begleiter und wir genießen die gemeinsame Zeit sehr.

Kurz nach der Ankunft in Deutschland haben wir ein „Kopfzittern“ bei Koki festgestellt. Dies haben wir in der Uniklinik München untersuchen lassen. Die Ärzte gehen davon aus, dass es sich um einen ideopathischen Kopftremor handelt. Wir sind heilfroh, dass keine Epilepsie festgestellt wurde.

Die Ehrlichiose und Babiose wird behandelt und Koki´s Blut wird regelmäßig untersucht. Die Titer sinken immer weiter. Koki ist auf einem guten Weg und mittlerweile hat sich eine potentielle Adoptantin für Koki gemeldet. Wir entscheiden nach mehreren Besuchen bei der Dame, dass Koki dort einziehen darf. Die Adoptantin freut sich sehr und wird genauestens über Koki´s Krankengeschichte aufgeklärt. 

Als der Tag gekommen ist und Koki in ihr neues Zuhause zieht, begleitet mich ein trauriges Gefühl. Immer wieder rede ich mir ein, dass ich sie oft besuchen kann und es ihr dort gut gehen wird. Die Dame hat ein wunderschönes Haus und viel Zeit für Koki. Eigentlich perfekt! Trotzdem fällt der Abschied schwer, als ich Koki in ihr neues Zuhause bringe. Es kullert so manche Träne bei allen Familienmitgliedern als ich ohne sie nach Hause komme. 

Nach einigen Tagen besuche ich sie in ihrem neuen Zuhause und bin erschrocken über ihren Zustand und spüre sofort, dass sie unglücklich ist. Sie hat innerhalb einer Woche 10 % ihres Gewichts zugenommen, starke Verdauungsprobleme, wirkt abgeschlagen und teilnahmslos. Sofort verständige ich Doris und Max über ihren Zustand. Sie entscheiden, dass ich Koki sofort aus der Situation nehmen darf. 

Seitdem sie zurück bei uns ist, entwickelt sie sich weiterhin ganz toll! Sie strahlt Lebensfreude aus und zeigt uns dies jeden Tag! Sie fängt an, mit anderen Hunden zu spielen, springt und rennt vor Freude. Mein Herz tanzt bei diesem Anblick! Abends liegt sie angekuschelt an Evoli und Fifi mit im Bett und schnarcht zufrieden vor sich hin. Wir sind stolz auf ihre Fortschritte und wir freuen uns sie so glücklich zu sehen. Wenn man Koki fragen würde, mit wem sie den Rest ihres Lebens verbringen möchte, würde sie sich für uns entscheiden. Sie hat sich ihr Traumzuhause ausgesucht und für uns ist es eine Herzensentscheidung ihr dieses zu geben!

Die medizinische Versorgung in Deutschland von Notfalltieren wie Koki, stellt für den Verein ein erheblichen finanziellen Aufwand dar. Bitte unterstützen Sie uns, um auch weiterhin Tieren wie Koki eine bessere Zukunft zu ermöglichen! Vielen Dank!