Kastrationsaktion vom 31.10. bis 13.11.2021

Liebe Tierfreundinnen und Tierfreunde,

auch in diesem Herbst haben wir in Griechenland erneut eine erfolgreiche Kastrationsaktion von Straßentieren durchgeführt und dadurch wieder viel Tierleid verhindert. Denn, wie schon mehrfach berichtet, überleben meist nur 3 – 4 von 10 geborenen Hundewelpen und tragen exponentiell zur Vermehrung der Population bei. Alle anderen sterben qualvoll an Seuchen (Parvovirose), Unterernährung, Krankheiten, Unfällen oder durch Vergiftungen.

Die erste Station unserer diesjährigen Herbstaktion war das städtische Tierheim von Larissa. Besonders spannend für uns, denn wir hatten dort noch nie gearbeitet und die Stadt hatte erst im Spätsommer mit großen Renovierungsarbeiten begonnen. Die Renovierungen waren zwar noch nicht beendet, aber wir konnten die Kastrationen durchführen. Unsere Arbeitsräume waren größer und unsere Hundekäfige konnten wir regengeschützt in überdachten Gängen aufstellen.

Im Tierheim in Larissa arbeiten 3 festangestellte Amtstierärztinnen in Wechselschicht. Sie haben bisher aber ausschließlich Hunde kastriert. Daher baten sie uns, vor allem Katzen und schwierig zu operierende Hunde zu operieren. Wir haben in Larissa in sechs Operationstagen 206 Katzen und 33Hunde kastriert.

Natürlich bekamen wir auch in Larissa besonders problematische Fälle, von uns „Notfalltiere“ genannt. So z.B. einen roten Kater, völlig abgemagert, erkennbar blind und FIV positiv. Er musste erst mit Spezialnahrung aufgepäppelt werden. Nach unserer Abreise musste ihm von einer griechischen Tierärztin ein Auge herausoperiert werden, was auch durch uns finanziert wurde. Er befindet sich in der Obhut griechischer Tierliebhaber und wartet auf ein neues Zuhause in Deutschland.

Eines Tages gab es großen Aufruhr bei den Hunden in den Käfigen. Als wir dem nachgingen, ein völlig überraschendes Bild: Direkt vor einer großen Rottweiler Hündin stand ein kleines, schwarzes Katzenbaby und fauchte mutig den Hund an. Keine Ahnung woher es kam. Bis zu unserer Abreise nahmen wir es zu uns und versorgten es. Im Gegenzug sorgten seine Fressorgien und Eskapaden für gute Stimmung und Freude bei uns.

Am sechsten Operationstag kontrollierte uns die griechische Polizei zwei Mal hintereinander. Sie überprüften unsere Papiere , nahmen unsere Personalien auf und sie schauten sich unsere Arbeitsräume und Operationsausstattung sehr genau an. Ursache dafür war eine anonyme Anzeige, dass eine so große Anzahl von Operationen unmöglich ordnungsgemäß durchgeführt werden könnten. Natürlich war alles in Ordnung und die Polizei versicherte mehrfach, dass alles bestens sei.

Aber wieso können wir diese Anzahl kastrieren? Das liegt an unserem großartigen Team, in dem jede und jeder mit hohem Einsatz und unter großen körperlichen Anstrengungen seine spezielle Arbeit erledigt. Unsere Chirurgin Dr. Melanie Stehle, die mit hoher Konzentration täglich 10 – 12 Stunden am Operationstisch steht, ihrer Assistentin Sabrina Klüszendorf, die sie trotz kürzlichem Beinbruch bei Anästhesie und Op-Vorbereitung unterstützt. Jessica Amberg, die die Aufnahme und Abgabe der Tiere organisiert und operationswichtige Details zu den Tieren weiß, die auch dann kühlen Kopf bewahrt, wenn jeder nach ihr ruft und Spyridon Rentzepoglou, der die Tiere in den Käfigen versorgt, die Käfige reinigt und zudem als Dolmetscher fungiert. Und natürlich unser Nachsorgebereich, in dem Doris Dorschner-Walleitner bei jedem Hund Parasiten und Zahnstein entfernt sowie die Ohren kontrolliert. Sie wird unterstützt von Ronja Rolle, die sich zudem liebevoll und mit großer Geduld um die Notfalltiere kümmert.

An dieser Stelle möchten wir uns auch bei den Amtstierärztinnen, der Stadtverwaltung und insbesondere der zuständigen Vizebürgermeisterin Rita Aprili bedanken, die uns nicht nur nach Kräften unterstützten, sondern auch in Interviews und Veröffentlichungen unsere Arbeit gut und positiv darstellten.

Ein besonders großer Dank aber gilt den beiden örtlichen Tierschutzorganisationen, deren zahlreiche Helferinnen und Helfer nicht nur kontrolliert und planmäßig die Tiere zu den Kastrationen anlieferten und abholten, sondern auch Katzenboxen reinigten, uns bei den Formularen unterstützten und mit (viel zu viel) Essen und Getränken für unser leibliches Wohl sorgten. Besonders hervorheben möchten wir Marsha und Thanos, da nur durch deren Einsatz die Aktion überhaupt zustande kommen konnte.

Larissa Herbst 2021
Veria Herbst 2021

Am 06.11.2021 zogen wir mit allen Materialien um nach Veria. Dabei half uns der Tierschützer Jorge und zeigte uns, was griechischer Pragmatismus ermöglicht. Er packte nämlich alle unsere Hundekäfige auf einen kleinen Anhänger, der dadurch mehr als 2 m hoch beladen war und alle Katzenboxen in seinen PKW. Wir hatten es vorher nicht für möglich gehalten, dass er das schaffen würde.

In Veria kastrierten wir dann vom 07. bis 13.11.2021. Dabei wurden 94 Hunde und 68 Katzen fortpflanzungsunfähig gemacht. 

Kurz vorher war in Veria eine neue Amtstierärztin für den städtischen Shelter verpflichtet worden, deren achtmonatige Amtszeit mit unserer Aktion begann. Sie ist noch sehr jung und wurde während unseres Kastrationsprojektes von ihrem Freund, ebenfalls Tierarzt, begleitet, der als Freiwilliger mithalf. Beide hatten keine größeren Erfahrungen in Kastrationsoperationen, einem der schwierigsten Tätigkeiten im Rahmen der tierischen Chirurgie, wollten aber viel lernen und mitnehmen für ihre künftigen beruflichen Tätigkeiten. Daher musste Dr. Stehle neben ihrer Operationsarbeit täglich viele Fragen beantworten, praktische Erfahrungen und Erläuterungen weitergeben. Sie meisterte all das mit großer Konzentration und Geduld.

Die weitere große Herausforderung in Veria ist das Platzproblem. Nicht nur im Operationsraum ist es eng, sondern vor allem im zu kleinen Nachsorgeraum. Denn in diesem Raum wird nicht nur die Nachsorge (Kontrolle Gehörgänge und Ohrreinigung, Zahnsteinentfernung, Krallenpflege, Parasitenbehandlung) durchgeführt, sondern es befinden sich darin in Käfigen auch die Notfalltiere, die einer täglichen medizinischen Behandlung und besonderer Pflege bedürfen. Denn zu einem guten Tierschutz gehören nicht nur die Kastrationen sondern auch die Sorge für das ganze Tier.

Leider hatten wir wie bei jeder Aktion auch dieses Mal in beiden Stationen eine Reihe von Notfalltieren. Die Reihe reicht von einer Katze, die am ganzen Körper durch einen Klebstoff verklebt war und sich nicht mehr bewegen konnte über drei Hunde, die durch Infektionen ihr Fell verloren hatten, einen Hund, dessen Hinterkörper rundum durch einen eingewachsenen Draht durchschnitten war bis hin zu einer Katze, deren Hinterlauf zerfetzt war und abgenommen werden musste.

Wir bedanken uns bei der Stadt, insbesondere dem Vizebürgermeister Ilias Tsiflidis, dass uns die Aktion genehmigt und ermöglicht wurde, bei Irini Kampoglou für die Organisation und tägliche Hilfe bei der Durchführung und bei den örtlichen Tierschützer*innen für das Einfangen, Bringen und Zurücksetzen der Tiere.

Max Walleitner 1. Vorsitzender